Aktuelle und präzise geotemporale Karten helfen, Chikungunya einzudämmen
Originalpublikation: Grabenstein JD & Tomar AS. Global geotemporal distribution of chikungunya disease, 2011-2022. Travel Med Infect Dis 2023; 54:102603
Chikungunya-Infektionen äußern sich in der Regel durch plötzliches Auftreten von Fieber, Hautausschlag und starken Gelenkschmerzen. In etwa 40 % der Fälle entwickeln sich chronische rheumatologische Komplikationen, die Monate bis Jahre andauern können. Grabenstein et al. analysierten die Chikungunya-Fälle nach Jahr und Land, um eine genauere Präzision der Risikocharakterisierung über geografische Karten vornehmen zu können.
Präzise Karten helfen, geografische Regionen zu identifizieren, in denen Bewohner oder Reisende am stärksten von Chikungunya bedroht sind. Sobald Impfstoffe zur Vorbeugung gegen Chikungunya zugelassen sind, können diese Karten dann als Entscheidungshilfe für künftige Impfungen dienen. Die Wissenschaftler von Vaccine Dynamics, USA und ACT Insights, Indien, stellten die Anzahl der Chikungunya-Fälle in den verschiedenen Jahren aus detaillierten öffentlich zugänglichen Datenquellen zusammen. Hierfür nutzten sie Daten von Afrikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention (ACDC), vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), von Indiens Nationalem Programm zur Kontrolle vektorübertragener Krankheiten (NVBDCP), von verschiedenen internationalen Regionalbüros der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und nationale Krankheitsüberwachungsstatistiken, z. B. der U.S. Centers for Disease Control & Prevention (CDC). Zunächst extrahierten die Forscher die Fallzahlen von 2011 bis 2022. Die Länder mit 1.000 oder mehr Chikungunya-Fällen zwischen 2019 bis 2022 teilten die Experten in Gruppe A ein. Länder mit mehr als 12.000 Fällen in den Jahren 2011 bis 2018 stuften die Forscher als Gruppe B und Länder mit weniger als 7.200 Fällen in den Jahren 2011 bis 2018 als Gruppe C ein. Andere geografische Gebiete, in denen vor 2011 Chikungunya-Erkrankungen auftraten, ordneten die Experten der Gruppe D zu. Außerdem kennzeichneten die Wissenschaftler Gebiete, in denen relevante Mückenvektoren (z. B. A. aegypti, A. albopictus) verbreitet sind, auch wenn keine Fälle von Chikungunya-Erkrankungen gemeldet wurden. Zudem berechneten die Experten die Chikungunya-Inzidenzraten für 2015-2020 speziell für die indischen Bundesstaaten und Unionsterritorien.
Länder der Gruppe A meldeten in den letzten betrachteten Jahren (2019 bis 2022) zwischen 2.000 und mehr als 1 Million Fälle. Die Ausbrüche in Brasilien und Indien halten an, ebenso wie in anderen Teilen Lateinamerikas, der Dominikanischen Republik, Zentralafrika und Südostasien. Länder der Gruppe B meldeten 2019-22 weniger als 1.000 Fälle, hatten aber zwischen 2011 und 2018 mindestens 12.000 Fälle zu verzeichnen. Zu dieser Gruppe gehören mehrere lateinamerikanische und karibische Länder und Französisch-Polynesien. Länder der Gruppe C meldeten weniger als 500 Fälle für 2019 bis 2022 und weniger als 7.500 Fälle von 2011 bis 2018. Zu diesen Ländern gehören weitere Teile Lateinamerikas, der Karibik, Zentralafrikas, Südasiens, der äquatorialen Gebiete des Indischen Ozeans und der westlichen Pazifikinseln. Mehrere bevölkerungsreiche Länder der gemäßigten Breiten weisen einzelne Risikozonen auf. In Frankreich wurde eine begrenzte lokale Übertragung von Chikungunya im Département Hérault und in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur entlang der Mittelmeerküste gemeldet. In Italien verzeichneten die Forscher eine begrenzte lokale Übertragung in den Regionen Emilia Romagna, Latium und Kalabrien. In den USA meldeten Institutionen eine begrenzte lokale Übertragung in Florida und Texas und eine weitaus umfassendere Übertragung in den Gebieten von Puerto Rico und den U.S. Virgin Islands. Isolierte Risikogebiete in China und Saudi-Arabien sind ebenfalls aufgeführt. Bei den Ländern der Gruppe D handelt es sich um Zonen mit Chikungunya-Meldungen, die seit der ersten Anerkennung im Jahr 1952 durch Hinzufügen zusätzlicher Quellen ermittelt wurden. Diese Gebiete befinden sich hauptsächlich in Afrika sowie in Jemen, Laos, Vietnam und Papua-Neuguinea.
Fazit:
Aufgrund der zahlreichen gesundheitlichen, langwierigen Komplikationen ist die Eindämmung des Chikungunya-Virus für Gesundheitsbehörden, Kliniker, Bewohner von Endemiegebieten und Reisende von hoher Bedeutung. In vorliegender Publikation haben die Experten die Chikungunya-Fälle nach Jahren und Ländern aufgeschlüsselt und die geotemporale Verteilung veranschaulicht. Die Karten müssen in regelmäßigen Abständen überarbeitet werden, um die aktuelle Verbreitung der Krankheit zu berücksichtigen.
Quelle:
Autor Studienreferat: Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen