Virus-like-Particles (VLP) -Impfstoffe bestehen aus so genannten virusähnlichen Partikeln, die in ihrer Struktur echten Viren ähneln. In einer aktuellen Phase-3-Studie konnte gezeigt werden, dass ein neuer VLP-Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus eine schnelle und anhaltende Immunantwort hervorruft.

Chikungunya ist eine durch Viren verursachte Infektionskrankheit, die durch Stechmücken übertragen wird. Während das Chikungunya-Virus ursprünglich nur in Afrika, Südostasien und dem indischen Subkontinent vorkam, werden durch den globalen Klimawandel inzwischen auch Infektionsausbrüche in der Karibik, Südamerika und Europa verzeichnet. Das klinische Bild ist gekennzeichnet durch hohes Fieber und starke Gelenkschmerzen sowie Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Hautausschlag. In der Regel bessern sich die Symptome nach 1-2 Wochen, in einigen Fällen kann es aber auch zu einer Chronifizierung kommen.

Der VLP-Impfstoff Vimkunya setzt sich aus den Proteinen E1, E2 und C zusammen. Als Indikator für die Immunantwort nach einer Impfung und Surrogatmarker für den Schutz vor Chikungunya werden neutralisierende Antikörper im Serum verwendet. Diese Antikörper binden an virale Proteine und verhindern so die Virusvermehrung und -ausbreitung im Körper. In der aktuellen Studie wurde ein serumneutralisierender Antikörpertiter von 100 als Schwelle für einen schützenden Effekt gegen das Chikungunya-Virus verwendet.

Zwischen 2021 und 2022 wurden insgesamt 3258 Studienteilnehmer:innen im Alter von 12 bis 64 Jahren stratifiziert nach drei verschiedenen Altersgruppen (12-17 Jahre, 18-45 Jahre, 46-64 Jahre) untersucht. 51,2% der Teilnehmenden waren Frauen und 7,8% waren Jugendliche. Zu den Ausschlusskriterien zählten eine bestehende oder geplante Schwangerschaft sowie Stillen. Es erfolgte eine doppelt verblindete 2:2:2:1-Randomisierung in drei Verumgruppen mit der Gabe von drei unterschiedlichen Impfstoffchargen (A, B, C) und eine Placebogruppe. Der Impfstoff und auch das Placebo wurden jeweils intramuskulär appliziert. Als coprimäre Endpunkte definierten die Autor:innen 1. die Differenz der Seroresponse-Rate der serumneutralisierenden Antikörper (Verum minus Placebo) an Tag 22, 2. den geometrischen Mittelwert (GMT) der serumneutralisierenden Antikörper an Tag 22 für die Impfstoff- und Placebogruppen und 3. das Verhältnis der serumneutralisierenden Antikörper-GMTs an Tag 22 zwischen allen drei Paaren der Impfstoffchargen (A:B, B:C, A:C) bei Erwachsenen zwischen 18 und 45 Jahren. Zu den sekundären Endpunkten zählten die Seroresponse nach 8, 15 und nach 183 Tagen sowie Sicherheitsendpunkte.

 

Ergebnisse

 

97,8% der Personen, die das Verum-Präparat erhalten hatten, zeigten an Tag 22 eine Seroresponse – gegenüber 1,2% in der Placebogruppe. Die Differenz betrug somit 96,6%. Der geometrische Mittelwert der serumneutralisierenden Antikörper lag an Tag 22 bei 1618 in der Verumgruppe gegenüber 7,9 in der Placebo-Gruppe. Die Impfantwort zeigte sich bereits früh: An Tag 8 wiesen insgesamt 46,6% der Geimpften eine Seroresponse auf. Jugendliche reagierten noch häufiger frühzeitig, in der Gruppe der 12-17-Jährigen lag die Seroresponse-Rate an Tag 8 bei 70,9%. In der Gruppe der 46-64-Jährigen erreichten nach 8 Tagen nur 33,4% eine Seroresponse. Nach 15 Tagen konnte bei 96,8% der Teilenehmenden der Verumgruppe eine Seroresponse nachgewiesen werden (gegenüber 0,8% in der Placebogruppe). Die Antikörperantwort war dauerhaft; nach 6 Monaten lag die Seroresponse-Rate noch bei 85,5%. Die Dauer der Seroresponse war dabei ebenfalls in der Gruppe der Jugendlichen besser (94,8% versus 85% in der Gruppe der 18-45-Jährigen bzw. 84,1% in der Gruppe der 46-64-Jährigen). Die Konsistenz der 3 Impfstoffchargen konnte bestätigt werden. In einer Posthoc-Analyse wurden 63 Personen untersucht, die zum Zeitpunkt der Impfung schon nachweisbare Antikörper gegen das Chikungunya-Virus hatten. Sie entwickelten nach der Impfung höhere Titer von serumneutralisierenden Antikörpern.

Vimkunya zeigte ein günstiges Sicherheitsprofil. Die meisten Nebenwirkungen waren leicht bis mäßig und selbstlimitierend. Am häufigsten kam es zu Abgeschlagenheit (19,9%), Kopfschmerzen (18%), Muskelschmerzen (17,6%) und Schmerzen an der Injektionsstelle (23,7%). In der Placebogruppe berichteten jeweils 17,0%, 16,6% bzw. 9,6% der Teilnehmenden über Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen bzw. Muskelschmerzen. Schmerzen an der Injektionsstelle wurden in der Placebogruppe von 10,7% der Teilnehmenden berichtet. Schwerwiegende systemische unerwünschte Ereignisse wurden nur bei 0,8% der mit Vimkunya Geimpften beobachtet (gegenüber 0,2% in der Placebogruppe). Obwohl bestehende und geplante Schwangerschaften ein Ausschlusskriterium bildeten, wurden in der Verumgruppe 11 Schwangerschaften verzeichnet. Hierbei ergaben sich keine wesentlichen Sicherheitsbedenken. Für eine statistisch haltbare Aussage war die Gruppe der Schwangeren allerdings zu klein.

 

Fazit:

Vimkunya induzierte bei 12-64 Jahre alten Personen eine schnelle und langandauernde Immunantwort gegen das Chikungunya-Virus. Die Ansprechrate lag in der Gesamtkohorte nach 22 Tagen bei knapp 98%. Bei Jüngeren wurde im Mittel eine stärkere Immunantwort verzeichnet als bei Älteren. Der Impfstoff wies dabei ein gutes Sicherheitsprofil auf. Bei Personen, die schon eine Chikungunya-Infektion durchgemacht hatten, konnte ein deutlicher Impfboost erzielt werden. Vimkunya stellt somit eine Alternative zum bisher verfügbaren Lebendimpfstoff Ixchiq gegen Chikungunya dar.

Quelle:

Autor Studienreferat: Dr. Katharina Franke, Darmstadt